Das Dorf Zebbin

(heute: Sibin)


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Zebbin wurde im Jahre 1288 erstmals als "Sybin" urkundlich erwähnt (1311:Sibin, 1335:Sebin). Der alte Name lautete vermutlich "Sibino" (urkundlich nicht belegt) und war eine Gewässerbezeichnung slawischen Ursprungs (vergleiche: poln.szybina= Gewässer, ukrain. Szybino=ein See, ukrain.Ortsname Szybenne zu poln.szybki= schnell).
Flächengröße: 748,7 ha, davon Forst 8,5 ha.

Vorgeschichtliche Funde:
Steinzeit: Steinbeile und Pfeilspitzen.Bronzezeit: Urnenfriedhof,
Eisenzeit: 26 römische Bronzemünzen.






























Kartenausschnitt von Zebbin und Umgebung

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Geschichtliche Daten

1288
Erste Erwähnung eines Kirchengebäudes (s.o.)
1311
dominus Hermannus de Sibin (s.o.)
1404
die von STEINWEHR verkaufen ein Viertel des Dorfes an die Stadt Wollin und das Zisterzienserkloster
1419
Kurt MUCKERWITZ schuldet dem Bischof Gardar eine Rente aus dem Dorf Zebbin
1432
Konrad MUCKERWITZ zu Zebbin
1491
Erwähnung der FLEMMING als Patrone der Kirche zu Zebbin
um 1500
Bau des Kirchenschiffes (Findlings- und Backsteinmauerwerk)
1504
Jakob FLEMMING, erbgesessen auf Zebbin
1594
Turm der Kirche abgebrochen, anschließend Wiederherstellung von Turm und Kirche
1616
aufgrund der Bauernordnung entsteht unter Friedrich Wilhelm I. der Flemmingsche Kreis.
1628
die von FLEMMING versteuern 3 Anteile mit zusammen 13 1/2 Hh, 2 Kossäten, 2 Schäfer und 1 Mühle. Der Anteil A wurde in der 1.Hälfte des 18.Jahrhunderts mit den Anteilen B und C vereinigt, die bis zur Mitte des 16.Jahrhunderts ein Gut gebildet hatten, dann geteilt und 1725 wieder zusammengelegt worden waren.
1648
8 besetzte Bauernhöfe, 3 besetzte Kossätenhöfe
1680
Erwähnung im Atlas von PITT (Grundlage: Große Lubinsche Karte von Pommern) als "Sebbin"
1684
durch die Umgruppierung der Besitzverhältnisse wurde die Hufenmatrikel von 1628, die nach Geschlechtern eingeteilt war, überholt, so daß durch eine Revision in Zebbin von 7 ½ Landhufen 3 ¼ „ex revisione eximieret“ also gestrichen wurden.
1717
sog. Blankenseesche Hufenstandstabelle: die meisten Bauern wurden auf ¾ Landhufe angesetzt, so auch im Wolliner Kreis in Zebbin
1749
neuer Kirchturm, 1752 Ausmalung des Innern der Kirche
1756
2 Rittergüter, 6 Bauern und 3 Bauern, die früher zu Ribbertow gehörten, 2 Kossäten,
um 1780
Besitzstand unverändert, 26 Feuerstellen
1784
Ortsbeschreibung laut dem Werk des Konsistorialrats BRÜGGEMANN: „ein Rittersitz, ¾ Meile von Wollin nordostwärts, auf einem Berge, nahe an dem Divenowfluße, hat 2 Ackerwerke, 1 Windmühle, 1 Prediger, 1 Küster, 9 Bauern, 2 Coßäthen, 26 Feuerstellen, eine zu der Wollinschen Synode gehörige Mutterkirche, zu welcher die Güter Ribbertow, Drammin und Kuckelow eingepfarret sind, und gute Fischerey. Die Güter Zebbin, Drammin, Ribbertow, Wustermitz ( c ), Wietstock (d), Düßin (b) und ein Theil in Zarnglaff sind außer einigen Theilen von Drammin und Ribbertow, welche als eröfnete Zastrowsche Lehne am 11. Februar 1739 dem Geheimen Staatsminister, Samuel von Cocceji, ertheilet wurden, Flemmingsche Lehne. Das Gut Zebbin mit seinen Zubehörungen verkaufte der Major Friederich Wilhelm von Flemming, an den Landmarschall Felix Friederich Reichsgrafen von Flemming, deßen nachgelaßenen 6 Söhnen auch der Geheime Staatsminister von Cocceji am 2. November 1741 die ihm geschenkten Zastrowschen Lehne in Drammin und Ribbertow, welche nachher am 7. Junius 1742 allodificiret wurden, für einen Abstand von 4400 Rthlr. abtrat. Der Kron-Großschatzmeister George Detlof Reichsgraf von Flemming, ein Sohn des Landmarschalls Felix Friederich, verkaufte hierauf diese sämtlichen Güter am 9. October 1747 auf 30 Jahre an den Landmarschall Carl Friedrich von Flemming, welcher einen Schultzenhof in Wietstock (d), nach dem Vergleiche vom 16. September 1752, an Christoph Friederich von Rhein verkaufte.“
1812
unter Friedrich dem Großen hatte man die Verwaltung zeitweise nach Greifenberg verlegt und die Benennung "Greifenberger commembrierter Kreis" gewählt. In diesem Jahr wurde der Flemmingsche Kreis wieder errichtet.
1818
im Zuge der preußischen Verwaltungsreform entsteht der Kreis Cammin
1866
314 Einwohner
1870
Rittergut von FLEMMING mit 2125 Morgen, 141 Einwohner; Dorf mit 20 Grundbesitzern und 806 Morgen (201,5 ha), 198 Einwohner,
1903-1936
Amtszeit des Pastors Johannes KNIEß (geb. 1876, gest. 1936)
1939
Besitzer des Gutes (539 ha) Richard von FLEMMING; 8 Erbhöfe mit 144 ha, 260 Einwohner
1945 (05.03.)
planlose und überstürzte Flucht der Bewohner von Zebbin, 12-15 blieben, Besetzung durch die
Russen am 06.03., dabei wurden drei Einwohner erschossen, die Kämpfe forderten hohe Verluste an Soldaten (über 60),
weitere Märztage: 4 Tage Beschuß von Zebbin durch deutsche Artillerie von der Insel Wollin her; die schon im Dorf befindlichen russischen Soldaten sollten an einem Übersetzen über die Dievenow gehindert werden. Dabei wurde der dreigeschossige Holzturm der Kirche zerschossen. Die Glocke war abgestürzt und lag im Kirchgang.
Der Zebbiner Gutstreck wurde in Mecklenburg von den Russen überholt. Diese Zebbiner fuhren in ihr Dorf zurück. Von dort mußten sie wieder weichen und wurden nach Tonnin verwiesen. Im Dezember war Zebbin völlig ohne Einwohner.


Quellen:


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Bilder


Kirche,

alte Aufnahme

Kirche,

Aufnahme von 1980

Flurkarte

von Zebbin

Skizze

von Zebbin


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Nach dem Krieg

Unsere Heimat ist so sehr verwüstet“. Mit diesen Worten beginnt ein Kurzbericht aus Zebbin (abgedruckt in Heimatglocken Nr. 5, April 1947, Herausgeber: Pastor Fritz Seefeldt, Lütjenburg- Ostholstein, Pastorat I. ):
„Zebbin ist ein Schutthaufen, ziemlich runtergebrannt, es stehen nur noch ein paar Häuser. Die Kirche und die Schule sind eingestürzt, die große Glocke ist geborsten, aber die kleine ist noch heil, beide sind aber heruntergestürzt. Der Altar steht noch. Die Kränze der Gefallenen lagen auf der Straße. Die Arbeiterwohnungen sind alle heruntergebrannt, das Vieh lag tot im Stall, etliche verbrannt.“

Dr.Hans-Eckehard BAHR, Theologieprofessor in Bochum, ein Neffe des letzten Pastors von Zebbin, Johannes KNIEß, berichtet über eine Reise im Jahre 1994 nach Jassow und Umgebung (Quelle: Camminer Heimatgrüße, Folge 394, Februar 1995). Er schreibt dabei folgendes über Zebbin : "Die Gemeinde ist arm, kann sich kein Harmonium leisten, geschweige denn eine Orgel. Die Stimmen der polnischen Frauen singen um so inbrünstiger an gegen die gottverlassene Armut im Dörfchen an der Dievenow. Vor der Kirche ein Meer aus Brennesseln und Abfall. Warum niemand Blumen vor der Tür hat, diese kostenlosen Tröstungen im ländlichen Subproletariat, wieso die Fensterkreuze gebrochen blieben, seit 1945, warum die Äpfel nicht gepflückt werden, danach wage ich nicht zu fragen."

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Flucht aus Zebbin

Ab Herbst 1944 zogen die ersten Flüchtlingstrecks aus Ostpreußen durch Pommern. Viele machten auch bei meinen Großeltern in Zebbin Station. Ab Januar verstärkte sich der Zustrom der Flüchtlinge und nachdem man aus dem östlichen Kreisgebiet schon den Geschützdonner der Front hören konnte, mußten am 05.03.1945 auch die Zebbiner, u.a. auch die gesamte Familie GNEWUCH, auf die Flucht gehen. Der Treck führte sie über die Brücke über die Dievenow nach Wollin, dann weiter über Misdroy nach Swinemünde. Den schweren Bombenangriff der Allierten auf Swinemünde am 12.03.1945 überstand der Treck ohne Schaden abwartend in einem Waldstück. Der Weg ging weiter über Greifswald, an Rostock und Wismar vorbei, bis man am 27. oder 28.03.1945 mit Ziethen bei Ratzeburg endlich schleswig-holsteinisches Gebiet erreichte. Am Endpunkt der Flucht kamen meine Großeltern mit Kindern in Büchen, Ortsteil Nüssau (Steinkrug), an.
Gemessen an dem großen Leid, welches viele Menschen während und nach der Flucht erleben mußten, haben meine Großeltern GNEWUCH, indem sie mit dem Treck unbeschadet bis nach Schleswig-Holstein gekommen waren, das bessere Los gezogen. Mein Großvater hat -so stellte ich einmal fest- „die Zügel nicht eher aus der Hand gelegt, bis er Schleswig-Holstein erreicht hatte“.



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